Geschrieben am 03.01.2016

2014-02-02 11.10.20Es ist erst einige Jahre her, dass ich entdeckt habe, dass ich gerne laufe. Laufen im Sinne von gehen. Davor habe ich nur regelmäßig Yoga gemacht (wie auch noch heute), aber das war’s auch mit Bewegung.

Bei meinen Wüsten-Touren fiel mir das Gehen sehr schwer, zumal wir da oft durch tiefen Sand Düne auf und Düne ab stapfen mussten. Das ist sehr anstrengend.

Später dann entdeckte ich Nordic Walking, machte dort auch einige Kurse und hetzte mit der Gruppe einmal die Woche durchs Bergische Land. Auch das war anstrengend (das Tempo der Gruppe), aber da merkte ich zum ersten Mal, wie gut mir das tat. Auch psychisch. Körperlich sowieso.

In den letzten Jahren habe ich es dann zunehmend gesteigert. In der Türkei laufe ich meinen geliebte Kanalweg, hier zu Hause habe ich begonnen, vor allem sonntags längere Wanderungen im Bergischen Land oder an der Ahr zu unternehmen. Mal alleine, mal mit einer Freundin. Ab und zu in kleinen Gruppen.

Aus dem Burn-Out herauswandern

Begonnen habe ich damit vor einigen Jahren, als es mir ziemlich schlecht ging und ich zumindest sehr nah am Burn-Out vorbeischrappte – oder schon in den Anfängen steckte. Es ging mir vor allem auch psychisch sehr schlecht, es belastete mich vieles familiäres, diverse Symptome hatte ich jahrelang als „normal, das geht wieder vorbei“ erst einmal ignoriert. Schlafstörungen, Kopfschmerzen, selbst eine Gastritis brachte mich noch nicht auf die Spur.

Als es dann einmal besonders schlimm war, hatte ich nur noch Fluchtgedanken. Und fuhr nach Ahrweiler, um dort zu wandern.

Da merkte ich, dass das für mich sehr hilfreich war, um Abstand zu bekommen. Die räumliche Entfernung, die so ganz andere Landschaft, all das half mir, erst einmal alles hinter mir zu lassen und am Ende der Wanderung auf einer Bank von außen zu schauen, mir Notizen zu machen und mich ein wenig wie im Urlaub zu fühlen. Ich war ja nicht zu Hause, es konnte mich nichts erreichen. (Klar, wäre ich über Handy erreichbar gewesen, das hatte ich aber sinnvollerweise ausgestelltt! Und habe erst zu Hause eine entsprechende Horrornachricht abgehört – und gleich wieder ein schlechtes Gewissen gehabt, dass ich nicht zur Stelle war.)

Regelmäßigkeit

Inzwischen versuche ich jeden Sonntag eine Wanderung zu machen. Es gibt hier im Bergischen Land ungeheuer gut ausgezeichnete Wanderwege, so dass ich ohne ständig im Prospekt nachzuschauen, laufen kann.

Zuerst hatte ich den Böll-Wanderweg entdeckt, der mir sofort besonders gut gefiel, weil es dort so viele Weitblicke gab, wie ich sie liebe. Auch die Stationen sind für mich thematisch interessant, da Böll schließlich Kölner war und ich schon in der Schule mit seinen Werken vertraut war. Meist lese ich solche Tafeln nicht, diese aber fand ich doch sehr interessant. Etwas mitzubekommen von seinem Leben hier auf dem Land in Kriegs- und Nachkriegszeiten.

An den letzten Wochenenden habe ich nun begonnen, auch einmal neue Wege auszuprobieren. Vor einigen Wochen habe ich mit einer Freundin den Fuhrmanns-Weg getestet, der von Marienheide ausgeht, unter anderem um einen See herum. Es war graues Wetter, trotzdem war es anregend und schön und wir entdeckten ein ganz reizendes Lokal direkt am See. Im Sommer sicher ein Traum.

2016-01-03 11.48.22Heute wollten wir eigentlich wieder wandern, aber meine Freundin sagte ab, weil es noch so ein usseliges Wetter war. Ein kurzes Ringen mit mir und ich entschied mich, trotz des bescheidenen Wetters alleine zu gehen. Und wieder einen neuen Weg auszuprobieren, den Overather Pilgerweg. Das sind nur 5 Minuten Anfahrt, der Weg ist auch nicht so lang wie die anderen, falls das Wetter noch schlechter würde. Ansonsten habe ich mich in Regensachen gepackt und bin los.

Und merkte schon sehr bald: das war eine geniale Idee.

Gehen macht glücklich

Meine Laune und meine Energie stiegen sehr schnell sprunghaft an, ich fühlte mich richtig glücklich, wie ich da losstiefelte und nach den Wegzeichen Ausschau hielt. Es war wie früher bei den Pfadfindern Schnitzeljagd. Es machte mir richtig Spaß und ich war vor allem verblüfft, wieviele schöne und unbekannte Wege es quasi vor meiner Haustüre gibt.

Ich schaute mir alles interessiert an, machte wie immer viele Fotos. Das hilft mir, genauer hinzuschauen, auch kleine Details am Wegesrand wahrzunehmen. Im Hinterkopf habe ich auch immer die Reizwort-Methode, die Bestandteil meiner Kreativ-Walks ist. So fotografiere ich auch immer „Reizworte“, ohne schon gleich zu wissen, auf welche weiteren Ideen sie mich bringen werden.

2016-01-03 11.43.07Es spielte gar keine Rolle, dass die Sonne nicht schien. Selbst als es kurz etwas regnete, tat das meiner guten Laune keinen Abbruch. Ich setzte den Regenhut auf und klappte noch die Kapuze meines Regenmantels drüber. Ansonsten konnte ich mich ja später zu Hause wieder trocknen. An Regen stirbt man nicht! Früher sind die Menschen alles zu Fuß gegangen, stundenlang, bei jedem Wetter. Wieso ist das heute so ein Problem?

Kreativ-Walk

Heute hatte ich kein Thema, für das ich neue Ideen brauche. Ich wollte mich nur bewegen und raus in die Natur. Der Kopf wurde frei, ich dachte wohl gar nicht an viel. Irgendwas denkt man sicher immer vor sich hin, aber ich begrübelte keine Probleme, plante auch keine Aktionen, es war relativ still und friedlich in mir. Das ist schon mal ein großer Gewinn und meiner weiteren Kreativität sicher nicht abträglich. Morgen geht die normale Arbeit wieder los, erst einmal ein dreitägiges Online-Seminar zum Thema Jahresrückschau und Jahresplanung. Das Thema wollte ich dann parallel auch selbst wieder mit bearbeiten, obwohl ich schon einige Vorarbeit geleistet hatte in den letzten Tagen.

Aber so eine ganz systematische Rückschau und Planung für mein Business steht noch aus.

Ich sehe dem neuen Jahr mit viel Freude und Spannung entgegen. Es sind schon viele schöne Steine im Fluß, Termine und Arbeitsprojekte, auf die ich mich freue und die mir ein angenehmes Leben ermöglichen. Meine Türkei-Zeiten sind blockiert, die Flüge gebucht, Seminartermine und ein langes Einzelcoaching für die Türkei stehen auch schon.

Ein Buch habe ich Silvester auch noch beendet und kann mich nun weiter meiner neuen Webseite für die Türkei-Seminare und Kreativ-Walks in Deutschland widmen. Auch das macht mir großen Spaß, so etwas Neues zu kreieren, mit vielen tollen Fotos und Texten um das zu zeigen, wovon ich so begeistert bin.

Bald werden viele andere mit mir wandern und nicht nur jede Menge kreative Ideen dabei entwickeln, sondern vielleicht auch die Freude an der Bewegung in der Natur entdecken und sich damit etwas Gutes tun.

P1020632