Das ist ja mal ein komischer Titel, denken Sie vielleicht. Aber er passt und drängte sich mir sozusagen auf.

Denn er bezeichnet ziemlich gut, was ich Ihnen heute als Tipp für alle möglichen „Notlagen“ mitgeben möchte.

Das Leben beutelt Sie gerade

Es gibt immer wieder einmal Situationen im Leben, in denen Dinge nicht gut laufen, oder sogar schlimme Einbrüche geschehen. Krankheit, Katastrophen der kleineren oder größeren Art, die unser Leben durcheinanderwirbeln. Und unsere Pläne und Gewohnheiten über den Haufen werfen.

Nun können wir laut klagen und jammern, oder uns zurückziehen – oder nicht aufgeben, sondern auch hier aktiv die Dinge in die Hand nehmen. Da wir gerade in solchen Stresssituationen oft in einer Starre stecken sind, ist kreatives Denken erst einmal nicht so einfach.

Kreatives Handeln trotz Schock-Starre

Umso wichtiger ist es, aus dieser erstarrten Situation herauszukommen, um wieder an die eigene Kreativität andocken zu können.
In vergangenen Newsletter und auf meiner Webseite finden Sie etliche Kreativitätstechniken, die Sie dabei zu Hilfe nehmen können.

Heute will ich mich auf die nächste Phase konzentrieren, das konkrete Handeln.

Gehen Sie beherzt los

An meinem Beispiel will ich Ihnen konkret erzählen, wie so etwas aussehen kann. Und anschließend das herausziehen, was zu verallgemeinern ist und Ihnen in Ihrer konkreten Situation auch helfen kann.

Meine Beispiel-Geschichte

Normalerweise verbringe ich ja 2-3 Monate im Frühjahr und Herbst in der Türkei. Durch meinen Unfall hatte ich noch keinen einzigen Tag Urlaub und war auch noch kein einziges Mal auf meiner üblichen „Sonntags-Wanderung“ (die gerne auch samstags sein darf).

Sonntags-Wanderungen

Diese Wanderung am Wochenende ist für mich immer ein wichtiger Ausgleich zur Büroarbeit und meinen Seminaren und die beste Möglichkeit, Energie aufzutanken auf allen Ebenen. Sie verschafft mir gute Laune, frische Luft und neue Ideen im freigewordenen Kopf, mein Körper fühlt sich lebendig und meine Abenteuerseele schnuppert Freiheit. Einfach so einen Tag durch die Natur laufen und immer wieder einfach nur hinsetzen, schauen, schreiben, lesen oder auch überraschende Gespräche mit Menschen auf dem Weg.

Für diesen Samstag, 31.August, war der letzte Sommertag angesagt, für Sonntag Bewölkung und Regen. Meine Wanderfreundin konnte aber nur am Sonntag, daher war für mich die Frage, wie ich es logistisch bewältigen kann.

Ich merkte, ich MUSS und will endlich mal raus und nicht nur ½ Stunde ums Dorf wie in den letzten Wochen. Mal einen ganzen Tag in der Natur sein und den weiten Blick genießen.

Schnell war als Weg der „Bauernhofweg“ ausgewählt, weil es dort immer wieder Möglichkeiten zur Einkehr bei dem verschiedenen Höfen gibt und viele Bänke an tollen Plätzen mit Weitsicht.
Mir war aber klar, dass ich im Moment noch keine 12,6 km schaffe! Und einen Rucksack mit ausreichend Getränken kann ich auch nicht tragen.

Also mussten kreative Lösungen her zu folgenden Punkten

1. Gepäck

2. Strecke abkürzen

3. Möglichkeiten für Pausen und hinlegen.

Zu 1 – Gepäck

Ich habe eine Bauchtasche, die auch ein Fach für eine Trinkflasche hat, diese wollte ich umbinden. Dort auch den Geldbeutel dazu packen, obwohl der ja nicht soo schwer ist . Das würde zwar an meinem Rücken drücken, aber hoffentlich erträglich (ich hatte ja auch einen Rückenwirbel gebrochen). Dazu würde ich nur einen federleichten Rucksack tragen mit einem leichten Thermokissen und den zwei Brillenetuis (Fern- und Lese-Sonnenbrille).

Eine Flasche war zwar für den ganzen Tag zu wenig, aber die würde ich dann unterwegs an den Bauernhöfen sicher wieder auffüllen können.

Zu 2 – Die Strecke abkürzen

Der Bauernhofweg ist ein Rundweg.

Erste Idee: ich fahre von Wahlscheid aus mit dem Sammeltaxi bis zum Bahnhof Jexmühle. Dann muss ich aber immer noch den steilen Waldweg hoch und das AST fährt nur jede Stunde. Dann hätte ich eine Stunde gespart.

Beim Mittagsschläfchen am Freitag kam mir dann die Idee, eine Freundin aus meinem alten Dorf zu fragen, ob sie mich holen kommt und hoch nach Honrath fährt. Was sie dann auch tat. So hatte ich 1 ½ Stunden (von 4 Stunden) reine Wanderzeit gespart.

Die Wanderung

Meine Freundin ließ mich direkt an einem schönen Weg heraus und ich hätte schon die ersten Schritte singen können vor Freude. Ich war so glücklich und dankbar. Der erste Jogger grüßte mich strahlend, danach fragte ich eine Walkerin, ob sie Fotos von mir macht, und auch sie war total freundlich.

Ich kam an einer Baustelle vorbei, ein Bauarbeiter winkte mich gleich freundlich durch und warnte mich vor einem Hundehaufen im Gras. Kurz: Alle Menschen waren unglaublich nett schon in den ersten 5 Minuten!

Ich steuerte meine erste Lieblingsbank an, mit weitem Blick über Felder und in der Ferne schon das erste Gut, leider auch eine kleine Baustelle davor, nun ja. Aber auch eine Regenbogenfahne am Dorfeingang.

Hier setzte ich mich einfach hin, schaute, schrieb und las sogar ein wenig. Es hatte sofort etwas von Urlaub.

Um 11:30 Uhr war ich schon am Gut Schieffelbusch, Mittagstisch gab es erst ab 12:00 Uhr und ich hatte auch überhaupt noch keinen Hunger. Also nur schnell aufs Klo und weiter. Diesmal wählte ich sogar den Weg durch ein kleines Wäldchen, bei den Temperaturen mochte ich auch ausnahmsweise mal Schatten.

Auf einer schattigen Bank eine kurze Trinkpause.

und weiter zur Gammersbacher Mühle. Auch hier fand ich einen Schattenplatz auf einer Bank, bestellte Bratwurst und Kartoffelsalat und erzählte dem Wirt meine Geschichte und warum ich so lange nicht mehr da war. Und so durfte ich mich nach dem Essen auf Nachfrage in einen Raum auf eine Bank legen für mein Mittagsschläfchen. Bei dem Wetter saßen ohnehin alle Gäste draußen.

Nach dem Schläfchen ging es dann steil bergauf nach Muchensiefen. Meine Trinkflasche war nur noch halbvoll, also hoffte ich, dass ein Künstler aus dem Dorf vielleicht wieder vor seiner Tür sitzt. dort hatte ich schon mal einen türkischen Tee mit ihm getrunken und mich unterhalten. Leider war er nicht zu sehen, so klopfte ich nach kurzem Zögern beherzt an die Tür und bat ihn, mir die Flasche mit Leitungswasser aufzufüllen. Was er natürlich tat. Er wollte mir sogar einen Korbsessel vor die Tür stellen, aber das war mir zu warm.

Weiter ging es durch die Sonne, Maisfelder und Kuhweiden bis zur nächsten schattigen Bank.

Hier legte ich mich noch mal auf den Rücken, der sich inzwischen deutlich meldete.  Diese Art von Bank-Hopping fand ich ganz lustig, es kam auch nie jemand vorbei. Aber selbst wenn, das hätte mich auch nicht weiter gestört.

Was ist die Essenz?

Was ich mit dieser Geschichte zeigen will, sind folgende Punkte.

1. In einer scheinbar ausweglosen Situation gibt es nicht nur eine kreative Lösung, sondern in der Regel sogar mehrere.

Ich muss mich nur überhaupt für die Idee öffnen, dass es da auf jeden Fall Lösungen gibt, damit bereite ich ihnen den Weg. Und nicht vorschnell sagen: „Das geht nicht!“

2. Man muss Menschen um Hilfe bitten.

Das habe ich in den letzten Wochen und Monaten überdeutlich kapiert. Auch wenn ich ein noch so unabhängiger Mensch bin, auch ich bin auf andere angewiesen. Und ich muss sie auch aktiv darum bitten. Denn sie können nicht wissen, was ich brauche und viele trauen sich auch nicht, sind unsicher, wie sie auf solche Katastrophen reagieren sollen. Da sind konkrete Hinweise sehr hilfreich für beide Seiten. Und nein sagen können sie immer noch.

3. Die Menschen sind freundlich und hilfsbereit

Gerade in schwierigen Zeiten neigt man vielleicht eher zu einer pessimistischen Weltsicht. Zum Glück bin ich grundsätzlich eine Optimistin und meine Erfahrung haben mich massiv gelehrt, wie viele freundliche und hilfsbereite Menschen es gibt. Das waren nicht nur enge Freunde. Sondern ebenso neue Nachbarn, ehemalige Kollegen, Menschen, die ich bislang nur über Facebook oder anderen sozialen Netzwerken kannte oder mal in einem Urlaub kennengelernt habe.

Und bei meiner Wanderung nun habe ich sie auf Schritt und Tritt getroffen.

Sicher spielte dabei auch eine Rolle, dass ich selbst nur pure Freude und Glück ausstrahlte, den ganzen Tag als ein großartiges Geschenk erlebte. Dann wird in der Regel zurückgestrahlt.

4. Gut für sich sorgen

Ich wusste, für meine Psychohygiene war es höchste Zeit, mal wieder so einen Tag in der Natur zu verbringen.

Ich hatte auch vermutet, dass es gut sei, das alleine zu machen. Damit ich ganz in meinem Tempo schleichen konnte und so oft Pausen machen, wie ich brauchte, ohne Angst zu haben, meine Wanderbegleitung zu nerven oder zu bremsen.

Zudem sind mein Naturerlebnis und meine Wahrnehmung immer intensiver, wenn ich alleine gehe. Zu zweit unterhält man sich doch öfter. Nur mit meiner Wanderfreundin finde ich immer einen guten Rhythmus von Schweigen und Austauschen.

Ich bin aber nicht einfach losgelaufen mit der Haltung: „Ach, das wird schon alles klappen. Das Universum sorgt für mich!“ Das denke ich zwar durchaus, aber das meint nicht, dass ich nicht selbst auch das Meine dazu tun muss.

Ich habe also um Hilfe gebeten, um an einen guten Startplatz zu kommen, der mir Zeit und Weg spart.

Ich habe dafür gesorgt, dass ich immer genug zu trinken hatte, obwohl ich nur eine Flasche tragen konnte.

Ich habe mich immer wieder hingelegt und auch da einfach gefragt, ob ich mich in einen Raum auf die Bank legen kann. Schattig, kühl und ruhig.

Zusammenfassung

1. Sich auf die Suche nach kreativen Lösungen machen

2. Andere um Hilfe bitten

3. Mit optimistischer Grundhaltung sein Vorhaben angehen

4. Gut für sich sorgen

Im Übrigen können Sie diese Punkte auch beherzigen, wenn Sie nicht in Not sind, sondern einfach ein konkretes Vorhaben umsetzen wollen.