In den letzten Monaten versuche ich jeden Sonntag frei zu halten für eine Tageswanderung. Ich freue mich schon die ganze Woche darauf, weil es einfach das Beste ist, was ich für mich entdeckt habe.
Es geht mir vor allem darum, den ganzen Tag draußen zu sein, in der Natur. Auch die Bewegung tut mir gut, aber ich baue auch immer wieder Pausen ein. Um einfach nur da zu sitzen und in die Weite zu schauen. Um die vielen Ideen aufzuschreiben, die mir beim Wandern kommen (wenn ich alleine gehe). Um irgendwo einzukehren, lecker zu essen und mich mit meiner Wanderbegleitung zu unterhalten.
Ich erlebe beim Wandern reine Glücksgefühle, obwohl ich mich früher nie bewegt habe und schon einen Spaziergang anstrengend fand. Das hat sich in den letzten Jahren sehr geändert und das ist ein weiterer Aspekt, der mich freut. Auch im Alter kann man also noch seine Fittness gemächlich steigern und Bewegung regelrecht genießen.
Alleine, zu zweit oder in Gruppen?
Ich spreche in letzter Zeit immer direkt Menschen an, die ich kennenlerne und sympathisch finde, ob sie gerne wandern. Weil ich immer wieder Wanderbegleitungen suche. Da erzählen mir viele von Wandergruppen, mit denen sie wandern gehen.
Mein Eindruck ist, dass das nichts für mich ist. Dass ich lieber zu zweit wandere und auch gerne alleine. Warum?
Alleine
Alleine nehme ich die Natur am besten wahr. Da habe ich schon oft bei den ersten Schritten wahre Glücksgefühle, fühle mich irgendwie befreit, breche auf, lasse Dinge hinter mir. Mein Kopf wird frei und die Ideen strömen nur so wie von selbst herbei, so dass ich mich oft hinsetzen muss, um sie aufzuschreiben.
Ich kann komplett nach meinen Bedürfnissen Pausen machen oder gehen, wenn ich es lerne, mich nicht innerlich selbst anzutreiben, sondern sich die Dinge so entwickeln lasse, wie sie sich entwickeln.
Einfach gehen, meinen Körper spüren und riechen, spüren, wahrnehmen, was um mich herum ist – ein reiner Genuss.
Zu zweit
Zu zweit mag ich es auch sehr. Zumal ich da einige sehr kompatible Wandergefährtinnen gefunden habe. Mit denen ich mich austauschen kann, aber auch mal schweigen kann. Die auch zwischendurch gerne mal Pause machen und nicht von so einem Ehrgeiz besessen sind, möglichst schnell möglichst viele Kilometer zu bewältigen.
Mit denen mich auch gemeinsame Interessen verbinden, so dass wir nicht einfach so vor uns hin plappern, sondern eben über Themen austauschen, die uns gerade beschäftigen.
In Gruppen
Das habe ich noch nicht oft probiert, weil es wohl nicht so mein Ding ist. Meine Befürchtung ist, dass man dann kaum Ruhe hat, weil irgendjemand immer quatscht. Zudem muss man sich an den Gruppenrhythmus anpassen und eben nur dann Pause machen, wenn alle damit einverstanden sind oder der Gruppen-Wolf das eingeplant hat. Das ist nicht so meins… Bin aber dennoch offen, da neue Erfahrungen zu machen.
Was es mir bringt
Ich steige einen Tag komplett aus dem Alltag aus. Erlebe Natur, Freiheit, Weite… Genieße die Bewegung, die Sonne, den Wind, die Anstrengung und die Entspannung.
Der Kopf wird frei, ich kann meinen Körper spüren und anders wahrnehmen. Ich kann Dinge aus einem Abstand betrachten – oder eben mal überhaupt nicht an die Arbeit und den Alltag denken.
Einfach froh sein.
Es hat auch was von Entdeckungsreise und Abenteuer.
Ich teste so nach und nach die Bergischen Streifzüge, die wunderbar ausgeschildert sind. Nachdem ich mehrmals einen neuentdeckten Lieblingsweg gelaufen bin, probier ich einen neuen aus.
Das ist richtig spannend und hat etwas von Schnitzeljagd aus meiner Pfadfinder-Kinderzeit. Was kommt wohl als nächstes? Was verbirgt sich hinter dieser Biegung? Welche Aussicht erwartet mich nach dieser Steigung?
Und immer wieder gibt es eben wunderschöne Überraschungen: ein grandioser Weitblick, eine zauberhafte Hütte oder Kirche, ein Blumenmeer oder blühendes Heidekraut.
Abends komme ich glücklich und angenehm erschöpft nach Hause und bin voller Freude und Dankbarkeit. Dass ich in einem so schönen Land lebe, mit so abwechslungsreicher Natur und ich noch fit genug, mich hindurch zu bewegen :-).
Das klingt großartig. Wandern macht glücklich.
Jaaa, auf jeden Fall!
In Gruppen wandern oder radeln ist insofern toll, dass man sich selten um den Weg kümmern muss und wunderschöne Dinge entdeckt! Probier’s 😉
Ich habe heute den hiesigen Badesee erkundet, auch da bin ich der Natur sehr nah: mit Teichrosen, Schwänen und Enten auf einer Höhe zu sein, läßt mich sehr die Verbundenheit von all dem, was in und auf der Erde ist, spüren. Dafür bin ich dankbar! Und für Deine Anstöße zum Nachdenken, Genießen und Neu-Entdecken.
Das Tolle an den bergischen Streifzügen ist ja, dass man sich auch „nicht um den Weg kümmern muss“, also keine Karten wälzen etc., weil sie so toll ausgeschildert sind. Und mir macht es gerade Spaß, neue Wege selbst zu entdecken. Und ich habe es durchaus auch schon mit Gruppen probiert und eben die Erfahrung gemacht, dass ich am liebsten in meinem eigenen Rhythmus gehe.
Aber natürlich werde ich auch weiterhin offen bleiben und es vielleicht noch mal mit ner Gruppe versuchen, wenn es sich anbietet.
Liebe Zamyat,
Das kann ich total gut nachempfinden. Auch ich bin so eine Pfadentdeckerin und auch sehr gern alleine. Wenn ich so nachdenke, sind es tatsächlich meine glücklichsten Stunden. Laufe aber gern nach Karte, eher kleine Wege. Hermannn Hesse hat so ein Wandervagabundierleben auch sehr schön beschrieben. Als Frau hab ich mich lange nicht getraut, alleine loszuziehen. Jetzt ist das überhaupt kein Problem mehr, der nächste Entdeckertag kommt bestimmt! In Wandergruppen ist man zwar nicht alleine unterwegs, meist wird doch ständig geschwatzt und wenig wahrgenommen. Wenn ich nachhause komme, bin ich voller Staunen.
Dir weiterhin viel Freude sonntags!
Liebe Anne,
ja das empfinden wir wohl ähnlich. Bei mir ist es oft so eine Mischung aus freudiger Erwartung (was kommt da wohl als nächstes) und manchmal auch ein wenig Schiss (dass ich mich verlaufen könnte), aber das macht es gerade spannend.
Ich wandere ja auch inzwischen in der Türkei manche Strecken alleine und da ist es auch so eine Mischung aus froher Erwartung und ojeoje, ich hier so ganz alleine…
Bislang hatte ich aber nur positive Erlebnisse und wie du schreibst: es macht richtig glücklich.
Das Wandern hatte ich ja erst entdeckt für kreative Ideenfindung (und daraus den Kreativ-Walk entwickelt), davor aber auch schon als persönliche Anti-Burn-Out Strategie. Es ist sozusagen ein Allheilmittel für Körper und Seele, daher will ich auch immer mehr Seminare in der Natur anbieten.
Damit auch andere diese tollen Erfahrungen machen können.
Ich habe das Wandern erst sehr spät entdeckt und bin auch nicht übermäßig fit, merke aber, dass sich das immer weiter bessert.