Auf dieses Thema stieß ich in dieser schlaflosen Nacht (heute bin ich seit 3 Uhr wach, gestern seit 4:30 Uhr), als ich bei Twitter stöberte. Ein Artikel über die ständige Erreichbarkeit führte zu diesem Beitrag.
Rhythmus ist etwas sehr elementares und wichtiges. Wir erleben Rhythmen in der Natur, aber eben auch in unserem Leben. Ob wir uns einen Tag anschauen, einen Monat, ein Jahr oder unser Leben.
Das Thema spielt auch beim Coworking-Experiment eine Rolle. Ich muss sehen, wie ich auch im Coworking-Büro meine Pausen mache, vor allem meine Mittagspause und meine anschließende Kurz-Siesta hinbekomme. Aber da bin ich ja kreativ.
Und mein tägliches Walken.
Gestern fiel es schon aus. Ich hatte zwar die Walkstöcke im Auto, aber mittags war es definitiv zu heiß. Außerdem wollte ich nicht mittendrin so lange Pause machen, weil ich gerade sehr in Schwung war. Und abends hatte ich einen Termin um 18:30 Uhr, da ging es also auch nicht.
Aber während ich den Artikel im Tagesspiegel lese wird mir klar, aus dieser Falle bin ich Gottlob raus. Meinen Burn-Out habe ich hinter mir, wenngleich er auch nicht nur durch zu viel Arbeiten ausgelöst war, sondern in Kombination mit persönlichem familiärem Stress.
Doch es gab auch Zeiten, wo ich die Nächte und Wochenenden durcharbeitete und im Jahr vielleicht zwei Wochen Urlaub machte. Doch das ist lange vorbei.
Selbstbewusstsein ist gefragt
Immer mehr habe ich mir meine Zeit zur Regeneration (und damit auch für Kreativität) zurückerobert. Dazu gehört (immer noch) eine gehörige Portion Selbstbewusstsein. Zu sagen oder zu schreiben: Ich arbeite am Wochenende nicht, daher habe ich deine Mail nicht gelesen, noch nicht beantwortet.
Oder bei Fragen nach Coaching-Terminen klar zu sagen: Nein, 20 Uhr kommt nicht in Frage, da arbeite ich nicht mehr.
Sicher hilft mir dabei der Gedanke, dass andere in meinem Alter in Rente sind. Aber ich finde es wichtig, das auch in jüngeren Jahren zu lernen und für sich selbst zu klären. „Geschäftsvereinbarungen mit sich selbst“ nannte eine Freundin und Kollegin das. Mit dem Zusatz: „Würdest du das von einem Mitarbeiter erwarten, wie du dich selbst ausbeutest?“ Ein klares Nein hat mir da auch sehr geholfen.
Ich muss nicht immer erreichbar sein
Den Handy-Terror und die permanente Erreichbarkeit habe ich auch nicht.
Klar, ich habe keinen Chef und keine Kollegen, die mich nach Feierabend noch mit E-Mails bombardieren oder im Urlaub Fragen stellen. Bei mir sind es Kunden oder Teilnehmer – und die kann man erziehen. Oder sich entziehen.
Wenn ich abends aus meinem Home Office gehe, lasse ich in der Regel auch das Telefon da. Ich will nach 20Uhr nicht mehr telefonieren, auch selten privat.
Mein Handy habe ich oft dabei, aber da rufen Freunde selten an. Wenn ich dann da noch mal die Mails checke, ist es eher Neugier oder dass ich auf etwas warte, als Verpflichtung.
Regeln für mich selbst
Das heißt ich habe feste Regeln.
Spätestens um 20 Uhr verlasse ich mein Home Office. Mittags mache ich eine längere Mittagspause. Kochen, essen, Tee trinken und lesen, aufs Ohr legen (mind. 15 Minuten)
Am Wochenende arbeite ich nicht. Samstag ist Haushalts-Rödel-Tag und abends Freizeit. Sonntag gehe ich meist wandern- die absolut beste Form der Erholung und Regeneration für mich. Ich bin da schon fast süchtig, toll!
Und ich mache regelmäßig Urlaub. Wenn auch teilweise Arbeitsurlaub. Ich bin im Frühjahr und Herbst jeweils 6 Wochen in der Türkei in meinem Paradies, einem kleinen Dorf an der Südküste ohne Massentourismus und ohne große Hotels.
Da ich dort auch arbeite ( Seminare und Coaching gebe, an einem Buch schreibe, an einer Webseite arbeite etc.) habe ich da die Regelung gefunden: erst einmal zwei Wochen komplett Urlaub. Ohne wenn und aber. Bei meinem letzten Aufenthalt habe ich mich am Ende fast ein wenig gelangweilt – es aber tapfer durchgehalten. Denn ich wusste: DAS ist genau richtig für eine wirkliche Erholung. Ich muss nicht ständig „was sinnvolles“ tun. Einfach in der Hängematte rumliegen und in die Palmen schauen oder am Meer rumdümpeln – das ist wichtig und richtig. Ich bin sonst ständig im Produktionsmodus. Aber ich freute mich dann doch richtig, als endlich das Coaching losging J.
Es ist fast auch ein wenig so, als ob ich nur dann eine Daseinsberechtigung hätte, wenn ich etwas „sinnvolles“ tue. Etwas herstelle oder mit Menschen arbeite. Also kann auch ich hier immer noch weiter lernen.
Sich die Erlaubnis geben
Zum Glück hatte ich auch vor diesem Zeitungsartikel schon diverse Bücher gelesen, die mir das bewusst gemacht hatten und mir die eigene Erlaubnis erleichtert hatten. Allen voran das Buch von Verena Steiner: Energiekompetenz.
Das hat mir deutlich gemacht, dass ich das nicht nur darf, regelmäßige Pausen zu machen und vor allem auch meinen Mittagsschlaf, sondern dass es auch effektiver ist. Ich bin kreativer und arbeite effektiver, wenn ich vernünftige Pause mache. Das kenne ich ja auch aus der Lernpsychologie. Ohne regelmäßige Pausen überlappen sich Lerninhalte und löschen sich gegenseitig. Sie brauchen Zeit, um sich zu verankern.
Auch die Beispiele von berühmten Persönlichkeiten, die in allen Lebenslagen ihren Mittagsschlaf hielten, haben mir geholfen. Dann darf ich das auch!
Unterm Strich effektiver
Aber vor allem bin ich da einfach bewusster und sensibler geworden. Ich merke, wie gut es ist und wie es sich unterm Strich bezahlt macht, wenn ich achtsam mit meinen Energien umgehe. Ich arbeite immer noch viel und wohl doppelt so schnell wie die meisten Menschen die ich kenne. Das ist aber in Ordnung, wenn ich eben auch regelmäßige Pausen einbaue. Am Tag, pro Woche und übers Jahr verteilt.
Dann sind auch so zwei extrem kurze Nächte wie diese und letzte Nacht nicht so tragisch. Notfalls lege ich mich heute Mittag länger hin – oder es pendelt sich inshallah nächste Nacht wieder ein.
Wie sieht es mit Ihren Rhythmen aus?
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