In der Regel wird ein Kreativ-Walk® durchgeführt, um für eine konkrete Frage, ein Problem oder ein Thema Ideen und Lösungsstrategien zu finden. Dazu gibt es dann unterwegs diverse Kreativ-Stationen und Kreativitätstechniken, mit denen die Ideen gesammelt und strukturiert werden.
Themen oder Fragen können sein:
Wie können wir unser Produkt xy bekannter machen?
Wie bekomme ich mehr Teilnehmer in mein Seminar xy?
Was können wir tun, um die Kommunikation in der Abteilung zu verbessern?
Wie kann ich das Chaos auf meinem Schreibtisch besser in den Griff bekommen?
usw.
Ihr Thema ist noch gar nicht klar
Heute möchte ich eine Variante vorstellen, die für mich selbst auch ein Experiment war und sich aus einer konkreten Erfahrung ergeben hat.
Sie gehen auf einen Kreativ-Walk®, um Ihr Thema herauszufinden.
Das kann verschiedenes bedeuten.
- Sie sind nicht wirklich zufrieden (nicht glücklich) und wissen nicht, warum. Es gibt keinen ersichtlichen Grund, im Außen ist alles in Ordnung.
Und Sie haben deswegen womöglich sogar ein schlechtes Gewissen. - Sie merken, dass eine berufliche Veränderung ansteht, Sie haben aber keine Ahnung, welche. Es ist einfach so ein dumpfes Gefühl, dass sich etwas ändert oder ändern sollte.
- Das gleiche kann auch im privaten Bereich sein.
Die Ausgangssituation ist also sehr verschwommen. Sie spüren nur, dass da irgendetwas in Ihnen ist, das heraus möchte oder neue Wege gehen möchte.
Da die Fragestellung oder das Thema gar nicht klar sind, kann ich auch vorher keine konkrete Kreativ-Technik zuordnen und anwenden. Hier gehen wir also anders vor.
Konkrete Anleitung für einen Kreativ-Walk® zur Themenfindung
1. Sie fomulieren die Unklarheit
Sie formulieren das, was in Ihnen ist, was Sie zu diesem Schritt angeregt hat. Das kann sein: „Warum bin ich nicht zufrieden (glücklich)?“ „Was stimmt gerade nicht bei der Arbeit oder privat?“ „Wo spüre ich Veränderung?“
Normalerweise sind in Kreativitätsseminaren keine „Warum“- Fragen erlaubt, sondern solche Formulierungen wie: „Wie kann ich…?“ – „Welche Möglichkeiten gibt es, um…?“
Doch in diesem Fall ist as ok.
2. Loslaufen und an das Unbewusste abgeben
Sie laufen also los und geben Ihre Frage an Ihr Unbewusstes ab. Sie müssen also nicht weiter bewusst darüber nachdenken und grübeln, sondern konzentrieren sich ganz auf’s Gehen. Auf Ihre Körperempfindung, auf Ihre Bewegung und Ihre Atmung. „Ich gehe“ – mehr haben Sie nicht im Kopf, wenn überhaupt. Sie machen sich auf den Weg, in Ihr Inneres.
3. Schauen und Begriffe auftauchen lassen
Danach schauen Sie (nach 10-15 Minuten). Die Natur, die Umgebung. Schauen Sie mit offenen Augen, Meer, Berge, Bäume, Wiesen, Felder, Pflanzen, Tiere. (Es empfiehlt sich, den Kreativ-Walk® in der Natur zu machen).
Vielleicht tauchen Begriffe auf wie „Weite“ oder „Horizont“ oder „Dickicht“ und „undurchdringlich“, Wegweiser, Hochsitz – was auch immer.
Notieren Sie diese Begriffe oder sprechen Sie aufs Smartphone, auch wenn Sie im Moment nicht viel damit anfangen können.
4. Symbole finden
Dann beginnen Sie (frühestens nach 30 Minuten) damit, bewusst nach Symbolen Ausschau zu halten. Notieren Sie alles, was Ihnen ins Auge fällt oder machen ein Foto mit Ihrem Smartphone. Auch hier brauchen Sie noch keinerlei Idee, was das soll. Ob es ein besonderer Stein ist, der Ihnen auffällt, oder eine Bierflasche im Wald oder eine Schildkröte, die Ihren Weg kreuzt. (Ich schreibe dies gerade in der Türkei, und da kommt das öfter vor :-)).
5. Weitergehen
Am Ende gehen Sie einfach weiter und genießen die Natur und die Bewegung.
Lassen Sie alles sacken, denken Sie nicht weiter an das Thema oder die Symbole, jedenfalls nicht absichtlich.
Sollte Ihnen in dieser Phase eine Idee ins Hirn springen, dann dürfen Sie diese natürlich sofort aufschreiben, es ist aber nicht notwendig und nicht so gedacht.
(Doch Ideen kommen oft unverhofft. Und es ist letztendlich gleich, wann und wo und wodurch die Ideen kommen, Hauptsache sie kommen.)
– Dauer des Kreativ-Walks –
Sie können das Ganze in einer Stunde durchlaufen (beispielsweise in der Mittagspause oder abends nach der Arbeit) oder einen ganzen Tag wandern, wie ich es zu Hause meistens sonntags mache.
Da setze ich mich zwischendurch auch schon mal an den Wegrand und schreibe einfach drauf los, was mir in den Sinn kommt. Das ist eine weitere Methode, mit der Sie Zugang zu Ihrem Inneren bekommen können. „Schreibdenken“
6. „Weise Frau“ oder „Weiser Mann“
Wenn Sie dann zu Hause oder im Büro sind, kommt die nächste Phase. Sie setzen sich ganz entspannt aufs Sofa oder auf den Balkon und schauen sich Ihre notierten Begriffe, Assoziationen und Symbole an.
Und spielen dann „weise Frau“ oder „weiser Mann“, die aus Karten lesen können.
Sie lesen Ihre Stichworte und Symbole. Worauf könnten die hinweisen, wenn Sie an Ihre Ursprungsfrage denken?
Nehmen Sie es spielerisch und locker.
7. Brainstorming
Schreiben Sie ALLES auf, was Ihnen in den Sinn kommt. Auch wenn Sie es nicht verstehen und keinen direkten Bezug zu Ihrem Thema sehen. Das ist die Brainstorming-Phase, in der alles erlaubt ist.
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Ich schrieb anfangs von einem Experiment. Und habe dabei noch eine ganz andere Erfahrung gemacht.
Es kann sein, dass Ihnen bei so einem Walk eine Idee kommt, die auf den ersten Blick nichts mit Assoziationen und Symbolen zu tun hat.
Bei mir war es in der Tat so, dass ich da erst viel später den Zusammenhang erkannt habe.
Die unklare und unbewusste Frage kann sogar eine unbewusste Lösung erzeugen
Hier mein konkretes Beispiel:
Ich war schon seit einigen Wochen schon in der Türkei und hatte hier bis jetzt Online-Seminare gegeben. In einem wunderschönen Rahmen, morgens Yoga am Strand, nachmittags eine große Runde ums Dorf von 1 ½ Stunden. Zwischendurch auch mal einen ganzen Tag wandern und eben auch bei der Arbeit im Garten und unter Palmen sitzend.
Ich wusste, alle beneideten mich und ich MÜSSTE eigentlich durchgehend glücklich sein. War ich aber nicht. An machen Tagen fiel mir die Decke auf den Kopf. Immer nur „merhaba, nasılsın?“ ist auch nicht so abendfüllend und nur virtuelle Kommunikation reicht auch nicht immer.
Und eines abends kam mir plötzlich die Idee: ich könnte ja mal probieren, ob ich im Cafe arbeiten kann? In dem schönen mit den bunten Stühlen, das sogar meine Webseite ziert. Wo sich alternatives Publikum trifft, wo nicht nur der Besitzer, sondern auch viele Besucher deutsch sprechen und wo ich zumindest ein paar Menschen sehe und direkt an der Straße das rege Dorfleben mitbekommen kann.
Link zum Beitrag: Etwas Neues ausprobieren
Normalerweise brauche ich Ruhe beim Arbeiten, aber einen Versuch war’s wert. Und erst jetzt fällt mir auf: das war eine Antwort und eine Lösungsidee aus meinem Unbewussten auf die Frage: „Warum bin ich nicht die ganze Zeit glücklich?“
Weil ich nicht immer alleine im Garten hocken will, weil ich mal unter Leute möchte. Und zack, hatte ich eine Lösungsidee.
Und diesen Beitrag habe ich im Cafe Mocca zumindest fertig geschrieben. Begonnen hatte ich ihn im bunten Zaubercafe am Nachmittag. Auch da hatte sich also schon eine Lösungsidee eingeschlichen, ohne dass sie mir bewusst geworden wäre. Ich habe es einfach schon getan! Das ist ja noch besser!
Das finde ich schon witzig: die unbewusste Frage hat sich mit einer unbewussten Lösung zusammengetan – und nur, weil ich so aufmerksam war, habe ich es überhaupt bemerkt :-).
Kreativ-Walk® mit Anleitung und Begleitung
Ich biete ja regelmäßig Kreativ-Walks® in Deutschland an, die noch eine Besonderheit beinhalten.
Da sich beim Wandern nicht so gut schreiben lässt, findet die schriftliche Aufarbeitung mit den entsprechenden Kreativitätstechniken nach dem Kreativ-Walk® in einem Online-Forum statt.
Vor dem Walk gibt es ein Webinar zur Vorbereitung, wo ich die Grundlagen der Kreativitätstechniken erläutere und wir den Ablauf des Walks klären.
Schauen Sie sich mein Angebot an und melden Sie sich bei Interesse, Wir können die Termine auch einzeln vereinbaren. Vorzugsweise sonntags, aber bei rechtzeitiger Planung ist es auch in der Woche möglich.