Den Kreativ-Walk® habe ich als eigenes Seminar entwickelt, nachdem ich immer wieder feststellte, wie mir beim Wandern jede Menge Ideen von selbst zuflogen. Die Bewegung in der Natur machte mir den Kopf frei und brachte mir zudem viel Energie und gute Laune.

Der Kreativ-Walk® ist auch Bestandteil meiner Türkei-Seminare, wo wir uns 6 Tage lang intensiv mit dem Herzensprojekt befassen.

Sie können Ihn aber auch zu Hause einbauen. Vielleicht am besten an einem Sonntag, falls Sie sich nicht in der Woche einen ganzen Tag dafür frei schaufeln können. (Bei Freiberuflern wäre das ja zumindest theoretisch möglich).

Planen Sie dafür mindestens einen halben Tag ein, besser noch einen ganzen, damit Sie auch entsprechende Pausen einplanen können und ganz ohne Druck den Tag gestalten können. Pausen sind für die Kreativität oft das Wichtigste, denn da haben die Ideen Zeit, sich zu entwickeln.

Wählen Sie einen Wanderweg in der Natur, entweder einen, den Sie schon kennen oder auch einen neuen. Es gibt von jeder Region sehr gute Wanderwegbeschreibungen, die Sie einfach im Internet finden. Sie sind meiner Erfahrung nach auch meist gut ausgezeichnet- und das Erkunden neuer Wege und nach den Zeichen suchen ist schon ein wunderbarer Bestandteil des Kreativ-Walks.

Ich stelle Ihnen nun einige mögliche Stationen vor, die Sie dann selbst nach Gegebenheit (eine Bank oder eine andere Sitzmöglichkeit – oder nach Zeit) an den passenden Stellen einbauen.

(Tipps, was Sie auf den Kreativ-Walk mitnehmen, bekommen Sie in der Checkliste, die Sie hier finden).

Stationen

Am besten wählen Sie 5-8 Stationen aus, bei mir hängt es von der Länge der Wanderung und dem konkreten Wanderweg ab, wieviele Stationen es gibt. Stationen bedeutet auch nicht immer unbedingt anhalten, manche Aufgaben und Phasen werden während des Wanderns gemacht.

Station 1: Ihr Thema oder Ihre Frage klären

Das machen Sie am Ausgangspunkt, z.B. am Parkplatz, von dem aus Sie losgehen.
Machen Sie sich Ihre Frage, Ihr Thema noch einmal klar und notieren Sie diese, wenn Sie es nicht vorher schon gemacht haben.

Station 2: Gehen

Laufen Sie dann erst einmal einfach los, ohne bewusst an etwas zu denken. Spüren Sie die Bewegung, schauen und spüren Sie die Natur um sich herum. Bei einem Kreativ-Walk (in Ahrweiler) geht es erst einmal steil bergauf, so dass ich außer Atem bin und kaum denken, geschweige denn sprechen kann. Jedes Mal wenn ich dann oben an der Bank ankomme, merke ich, dass mein Kopf frei ist!

Genießen Sie also erst einmal nur das Gehen in der Natur, das Gefühl von Freiheit, mal einen Tag raus aus dem Alltag, weg von zu Hause zu sein. Ein bisschen Abenteuer genießen, neue Wege gehen.

Station 3: Reizworte sammeln

    

Sie können sich nach ca. 30 Minuten eine Bank suchen oder während Sie weitergehen nach „Reizworten“ Ausschau halten. In diesem Fall sind es keine Worte, sondern irgendwelche Gegenstände, die Ihnen plötzlich ins Auge fallen. Es muss überhaupt nichts Besonderes sein. Ob es ein Baumstumpf ist, eine Zigarettenkippe, ein Hochsitz, ein Vogel am Himmel, eine dicke Wolke – es ist völlig egal. Schreiben Sie sich alle Reizworte auf, die Ihnen ins Auge springen,  vielleicht machen Sie auch Fotos davon.

Station 4: Wählen Sie drei Reizworte aus

Suchen Sie sich dann eine Sitzgelegenheit, auf einer Bank oder auf der Wiese.

Jetzt kommt der „schwierige“  kreative Teil: Stellen Sie eine Verbindung zwischen den Reizworten und Ihrer Frage her.

Beispiel: Ihr Thema war vielleicht: „Wie bekomme ich mehr Teilnehmer für mein Lieblingssseminar?“ oder „Wie kann ich meinen Mann davon überzeugen aufs Land zu ziehen?“ oder was auch immer.

Ein Reizwort ist zum Beispiel: Hubschrauber.

Dann spinnen Sie erst einmal fröhlich los, ganz nach den Regeln des klassischen Brainstormings. Alles ist erlaubt, es geht erst einmal um Menge. Ruhig auch völlig verrückte Ideen aufschreiben, daraus können später dann noch ganz andere entstehen…

Diese Ideen schreiben Sie ohne großes Nachdenken und OHNE JEDE INNERE ZENSUR alle untereinander auf:

– Die Teilnehmer mit einem Hubschrauber abholen lassen
– Den Teilnehmern eine kostenlose Ballonfahrt versprechen
– Etwas Auffälliges in meine Werbung packen
– kleine Plastik-Flugzeuge in Werbebriefe stecken
– ein Video drehen, bei dem am Anfang ein Hubschrauber durch das Bild fliegt
– einen Hubschrauber mieten, der ein Werbebanner von mir hinter sich herzieht

usw.

Das sind natürlich in der Tat „verrückte“ Ideen, aber:
1. macht es Spaß, so rumzuspinnen und gute Laune und es macht den Kopf frei und locker
2. kann ich mit ein wenig „Übersetzungsarbeit“ daraus brauchbare Ideen basteln

Was heißt Übersetzungsarbeit? Wenn ich es nicht wortwörtlich nehme, sondern im übertragenen Sinne verstehe, was fällt mir dann dazu ein?
Was fällt mir ansonsten durch diese Ideen sonst noch ein?

Mir fällt das Wort „Überflieger“ ein, was könnte ich daraus basteln? In der Ausschreibung?
Mir fällt ein, wie ich in einem Zeichenkurs gelernt habe, lustige Hubschrauber fürs Flipchart zu zeichnen. Vielleicht kann ich das für die Werbung nutzen?
usw.

Sie sehen vielleicht, wie sich daraus konkrete Gedankengänge entwickeln.

Pause

Nun machen Sie einfach mal Pause, essen und trinken etwas, vielleicht gibt es irgendwo ein Plätzchen, wo Sie eine kurze Siesta machen können.
Beim Böll-Weg habe ich einen Baum auf einer Wiese mit Weitblick, wo ich mich nach dem Mittagessen gerne kurz hinlege.

Station 5: Schreibdenken

Wenn Sie die Mittagspause in einem Lokal gemacht haben, gehen Sie ein Stück weiter und suchen sich einen schönen Platz in der Natur.

Nehmen Sie Ihr Heft raus und schreiben Sie einfach drauf los, was Ihnen gerade durch den Kopf geht. Möglichst ohne nachzudenken und ohne Pausen. Sie müssen nicht an irgendwelche Reizworte oder Methoden denken. Schreiben Sie einfach 10-15 Minuten am Stück alle Gedanken auf, die Ihnen gerade kommen.

Station 6: Weiterwandern

Nun wandern Sie weiter und vielleicht kommt Ihnen ein Spruch in den Sinn, ein Liedtitel, ein Motto?

Beim Böll-Weg steht dort ein Wegkreuz, auf dem steht: „Licht wird auf deinem Weg scheinen“.

Wie können Sie diesen Spruch, das Motto, den Lied-Titel auf Ihr Thema beziehen? Was fällt Ihnen dazu ein…

Lassen Sie den Impuls beim weiterwandern einfach wirken, Sie müssen nichts  bewusst tun.

Station 7: Sitzen, Notizen machen, schauen, was noch kommt

Nach 1-2 Stunden können Sie noch einmal anhalten und aufschreiben, was Ihnen vielleicht in der Zwischenzeit an Ideen und Anregungen durch den Kopf ging. Vielleicht sind auch noch Fragen aufgetaucht oder der Wunsch, schon mal etwas zu strukturieren? Schreiben Sie auf, malen Sie ein Mind Map oder Skizzen- oder schauen Sie einfach auf die schöne Landschaft.

Station 8: Ausblick, Bogen zum Anfang spannen

Nun sind Sie entweder wieder am Ausgangspunkt angekommen oder kurz davor.
Spannen Sie einen Bogen und betrachten Sie den gesamten Tag. Wie würden Sie die Essenz beschreiben, wenn Sie es mit 5 Sätzen tun müssten.

Schreiben Sie diese auf.

Sie können auch ein Gedicht schreiben, wenn das besser passt.

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Sie können später zu Hause mit der Reizwort-Methode weiter arbeiten, doch für heute sollten Sie erst einmal alles sacken lassen und den Sonnenuntergang genießen.

Meine Erfahrung und die der anderen Teilnehmer ist, dass oft sehr schnell viele Ideen auf einen einstürmen, so dass man ständig stehen bleiben muss, um sich Notizen zu machen. Das ist natürlich völlig in Ordnung, denn deshalb machen Sie diesen Walk.

Lassen Sie sich die Dinge so entwickeln, wie sie sich entwickeln. Und auch wenn scheinbar gar nichts passiert und sie an Gott und die Welt oder gar nichts denken und nur den ganzen Tag laufen, ohne eine einzige Idee aufzuschreiben – seien Sie sicher, dass Ihnen und Ihrer Kreativität dieser Tag gut getan hat. Und dass anschließend die Weiterarbeit am Thema um vieles leichter geht und produktiver ist. So oder so- dieser Tag ist ein Gewinn und ein Geschenk. Genießen Sie es!